radeln und raus....
nach Köpenick zur Meditation
Diese Tour ist eines der beliebtesten Angebote für alle Innenstadt-satten Berlinerkunder, denn kurzweilig auf grünen Wegen verbindet sie lustige Ausblicke mit tiefen Einblicken. Lassen sie sich anstiften,gemächlich die äußeren und später dann ihre inneren Landschaften zu erkunden, bald schon wird der Alltag vergessen sein. Mitten in Berlin.
Ausgangspunkt ist der citynahe S-Bhf Treptower Park direkt an der Spree. Von jedem banalen Berliner Bahnhofe läßt es sich nicht behaupten, aber dieser hier besitzt auf jedem Bahnsteig einen süßen engen Lift für Gefährt und Gefährten, auch ausnehmend schöne, blaue Treppengeländer. Wenn das nicht hinreicht, um sie dazu zu kriegen, bis hierher durchzufahren: der S-Bhf ist für Kreutzberger Fahrradfreaks und die Nachhut aus Mitte superschnell über einen Görli-Ausleger zu erreichen ( einmal Görli-längs, Grenzturm, Spree, Käsemänner, Elsenbrücke, untendurch, da!)
Es geht los um 11 Uhr 10 auf der breiten, bunt- belebten Uferpromenade mit Fressbuden wie zu DDR-Zeiten aber Schiffchen, Jachten und Jollen von jetzt halt. Ein feines Fischbrötchen vom Räucherstand geholt,- genau hier ist unser Treffpunkt und ab!
geht die etwa 2-stündige Radtour nach good old Köpenick mit seiner schnuckelig -schönen, schnulzig-schnieken und unvergleichlichen Skyline. Erstmal streifen wir wahllos Wäsche-behängte Wohnboote, windschiefe Bäumchen auf Inselchen mit DDR-Namen , umgekippte Beton-Dinos aus wahnhaften Nachwendezeiten & ein gammliges Eierhäuschen. Eine utopische Sandmännchenbehausung grüßt vom andern Ufer. Sagt ihnen DT64 noch etwas? Wir setzen über per Fähre auf welligem Spreegeplätscher; bis 2014 rum schipperte noch die Ostvariante rüber zu den Schrebergärtchen. Der nachfolgende Wald-Schleichweg zur Wuhlheide ist nicht mehr ganz so bekannt, alles bleibt aber schön grün wie bisher. Mit seinen verstreuten blassgelben Ginsterbüschen wirkt der Weg verwunschen. Weiter südwärts an der alten Inliner-Bahn wird man im Frühling fast wahnsinnig von an all der saftig- gelben Butterblumenmasse unter riesen-rosa Rosskastanienblühten. Auf 200 m eine Kastanie an der andern: Das einreihige Ensemble könnte glatt als halbe Allee durchgehen. Ein Blick zurück über die unfrisierte Wildwiese: das Kraftwerk Klingenberg. Nur wolkig-weißer Wasserdampf & kantige Kühlturmkuppen sind zu sehen: wir wähnen uns tief im Osten und sind es auch!!! Köpenick war der größte ostberliner und ist der waldreichste Berliner Stadtbezirk. Später pausieren wir jwd an der Spree zwischen schön abseitigen Spindlersfelder Stadtvillen. Wer am Hafen keinen Matjes wollte, sollte hier noch etwas verputzen: ein knurrender Magen stört während der Meditation empfindlich. Als größte Verführung sind ganz nah und in Riechweite um den Meditationsraum herum Cafés mit Hausgebackenem gruppiert, die aber erst nach der Meditation angesteuert werden. Denn: direkt vorm Meditieren noch schmackofatzen und mit vollem Bäuchlein auf ´s Sitzkissen plumsen: das tut nicht gut!
Endlich um die letzte Ecke geschaukelt, erschauern wir gar ehrfürchtig vor der königlich-feinen Köpenicker Aldtstadtsilhouette. Ich erkläre allen, die nicht mehr können, dass wir nur durch das gegenüberliegende Rathaus ein Loch denken müssten, so direkt durch die dicke Ratskellertür hindurch ... und schon säßen wir mitten im Meditationsraum!
Mit diesem zweckdienlichen Hinweis nehmen wir locker eine letzte beträchtliche Steigung zur Brücke über die alte Dame ( nicht Spree), lassen den schattigen Schlosspark rechts liegen, bewegen unsere maltretierten Maulesel an gelungenen Gußeisernen Gäulen über den Markt und erreichen schlussendlich den Meditationsraum in der Böttcherstraße 1a.
Die Stimmung ist bestens: blühende Landschaften allerorten, nichts mit wild east . Uff, geschafft!!!
J e t z t n u r n o c h M e d i t i e r e n. Dabei: es zieht so lieblich zu den Bieren... Und zu Köpenicker Fischtopf. Wo doch auch der Ratskeller so nahe ist, und Nantes Eisbeinrestaurant am Ende der Böttcher lockt und Kohlrouladen hat auch schon jemand entdeckt...
Übrigens beschreibe ich diese profanen herrlichen Köpenicker Ablenkungen auch deshalb genauestens, weil alle Gruppenteilnehmer/innen an dieser Stelle recht lustig, weil kollektiv erleben, was im vereinzelten Alltag viel schwerer zu händeln ist: Der Stress beutelt & der Meditationshocker ruft, aber das Profane lenkt ab. Von besorgten Freunden stauben schon 3 Meditationsbücher am Nachtisch vor sich hin, während sie nicht abschalten können. Sie wissen, dass es ihnen gut tun würde, den Kopf frei zu bekommen und der Meditation eine Chance zu geben. Sie wollen bloß vorher noch fix die mails checken. Dauert keine 5 min. Gleich werden sie sitzen, den Stress hinter sich lassen und.... zur Ruhe kommen, aber die Wäsche, ja, die machen sie noch vorher... Is ja kein großes Ding, das haben sie in 5 min...Danach aber geschwind auf den Hocker, es klingelt ja schon imKopf... hoppla, nein, das Telefon. Mist, Oma, sie gehen ran...Warum sie so kurz angebunden sind, wenn sie nur Wäsche machen: sie kochen!!! Und wo bitte schön ist die halbe Stunde hin, die sie sich extra frei-geschauffelt hatten! Zeit futsch, Oma verschnupft, Wäsche fertig, sie sowieso.
Alles wie immer.
Scheiß Entspannung!
Kennen sie diesen Zustand? Ich vermute, ja. Deshalb haben sie sich ja auch heute auf den Weg hierher gemacht, um diese Hürde nehmen, und nicht länger um das Thema Entspannung herumzuschleichen, wie Fuchs und Füchsin um die Trauben. Glückwunsch!
Gern führe ich sie jetzt kompetent durch den Rest der Veranstaltung, das heißt erstmal in die Technik ein. Siehe dazu die Seiten über Meditation. Und wie auch immer sich das erste Reinschnuppern für sie sein wird, eins kann ich jetzt schon sagen:
Manche, die vorher gierig nach Eisbein sind, versuchen´s nachher tatsächlich mit Salat. Oder mit feiner Brokkoli-Curryvariation an karameliserter Mango. Nach der Meditationszeit verrate ich ihnen, wo sie das finden. Direkt am Wasser...
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